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Bezeichnungssystem Metalle

X45NiCrMo4 alias 1.2767

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Thanks to: https://unsplash.com/@greg_rosenke

Wer wissen will, was diese Bezeichnungen bedeuten und wie man sie entschlüsselt, ist hier genau richtig.
(Das Beispiel in der Überschrift beschreibt einen nickellegierten Kaltarbeitsstahl mit hoher Zähigkeit und guter Durchhärtbarkeit.)

Wie für fast Alles gibt es hierzulande auch eine Norm für das Bezeichnungssystem von Metallen. Für Metalle gibt es zum einen die Kurznamen und zum anderen das Nummernsystem. Bei der Recherche bin ich leider auf einige unklare Angaben gestoßen. So passen die Kurznamen und die Nummern nicht immer zusammen. Je nach Hersteller können die Legierungselemente zum Teil stark abweichen. Insbesondere das Bezeichnungssystem läßt sehr zu wünschen übrig und gibt allenfalls einen sehr groben Anhaltspunkt.

Noch ein kleiner Hinweis am Rande. Insbesondere der Aufbau der Kurznamen (z.B. X45NiCrMo4) schlägt dem Anfänger ein Brett (oder besser einen Balken) auf den Kopf. Es gibt eine Vielzahl von Buchstaben und Ziffern, die in Abhängigkeit von anderen Buchstaben wiederum unterschiedliche Bedeutungen haben. Für den eingefleischten Profi mag das funktionieren - eine klare und übersichtliche Darstellung ist nur bedingt möglich. Aber seht selbst.


Fangen wir mal ganz klein an, bei den Elementen. Die elementaren Bestandteile von Metallen finden sich im Periodensystem.

Hier ein Auszug mit den für uns wichtigsten Werten:

Bestandteile und Legierungselemente von Metallen

Legiert oder unlegiert das ist hier die Frage

Reine Metalle kommen in der Praxis eher selten zum Einsatz. In der Regel werden verschiedene Elemente zu einer Legierung zusammengemischt. Die Bestandteile und deren Anteile in der Legierung bestimmen dann deren Eigenschaften und somit deren Einsatzgebiete.

Ob man von einem legierten oder unlegierten Stahl spricht, hängt davon ab, wie hoch bestimmte Legierungsbestandteile sind. Für die einzelen Elemente wurden Mindestanteile in der Legierung definiert. Erreicht oder überschreitet mindestens eine Legierung diesen Mindestanteil (Grenzgehalt), so handelt es sich um einen legierten Stahl. Diese Angabe steht in der oberen Tabelle in der Spalte Grenzgehalt.

Aufbau der Kurznamen von Stählen nach DIN EN 10027

Die Kurznamen bestehen aus einer Folge von Buchstaben und Ziffern. Es gibt Kurznamen, die Hinweise auf die Verwendung und die physikalischen oder mechanischen Eigenschaften geben. Zustäzlich gibt es Kurznamen, die auf die chemische Zusammensetzung hinweisen. Beides wurde in der DIN EN 10027-1 geregelt. Mir hat sich bisher nicht erschlossen, welchen Zweck solch eine Vermischung vom Informationsgehalt in einer Bezeichnung (Kurname) verfolgt.

Beginnt die Bezeichnung mit C, X, HS oder einer Zahl, so handelt es sich um einen Stahl mit Angaben zur chemischen Zusammensetzung. Andernfalls handelt es sich um einen Stahl mit Angaben auf die Verwendung.

Zustäzlich kann der Bezeichnung auch noch ein G vorangestellt sein, welches auf Gußeisen hinweist. Das gilt aber nur, wenn rechts neben dem G noch ein weiterer Buchstabe steht. Ist das G von einer Zahl gefolgt, handelt es sich nicht um Gußeisen. Logisch - oder?

Der grundsätzliche Aufbau der Kurznamen sieht wie folgt aus:

WerkstoffsorteHaupteigenschaftBesondere Eigenschaften, HerstellungsartErzeugnisart
Pos. 1a - HauptsymbolPos. 2 - HauptsymbolPos. 3a - ZusatzsymbolPos. 3b -ZusatzsymbolPos. 4 - Zusatzsymbol


Nicht in jedem Kurznamen sind alle Positionen belegt. Die Position sagt auch nichts über die horizontale Anordnung der Buchstaben und Zahlen aus. Vielmehr spielt die Reihenfolge und das Vorhandensein bestimmter Angaben eine Rolle. An welcher Position, welche Information steht soll aus der folgenden Tabelle hervorgehen. Hier bitte immer von links nach rechts lesen. Die Tabelle bietet einen dynamischen Filter, welcher das Lesen erheblich erleichtet. Wenn Ihr also im Namen ganz links "X" stehen habt, tippt dieses "X" in den ersten Spaltenfilter ein.

Auf die frühere Bezeichnung nach EN100025:1990 wird hier nicht eingegangen.

Zusatzsymbole der Stahlbezeichnungen

Die Krönung der uneindeutigen Schreibweise stellen die Zusatzsymbole dar. Der gleiche Buchstabe kann unterschiedliche Bedeutungen haben. Immerhin haben die Macher des System das Problem erkannt und eine Art Lösung angeboten. Am Ende der jeweiligen Tabelle findet Ihr einen Hinweis darauf.

Zur eindeutigen Unterscheidung kann der Buchstabe T vorangestellt werden.

Zur eindeutigen Unterscheidung kann der Buchstabe S vorangestellt werden.

G* = zusätzlicher Buchstabe G vorangestellt bei Guß
Re = Mindeststreckgrenze in N/mm²
Rm = Mindestzugfestigkeit
(*1) = Güten siehe unter S - Stahlbau
(*2) = Bake-hardening-Stahl: bei Raumtemperatur alterungsbeständig mit geringer Streckgrenze, der unter Wärme zusätzlich verfestigt


Werkstoffnummern nach DIN EN 10027

Werkzeugnummer Nach Din En 10027
Die Werkstoffnummern werden in Hauptgruppe, Stahlgruppe und eine laufende Nummer eingeteilt:


In der folgenden Tabelle haben wir die die Werkstoffnummer aufgeschlüsselt.


Die "laufende Nummer" wird vom euopäischem Stahlregister vergeben und verwaltet. Diese Daten werden dann inder Stahldatenbank StahlDat SX veröffentlicht. Unter www.vdeh.de gibt es genauere Informationen. Es gibt sogar einen kostenfreien Community Zugang. Unter www.stahldaten.de können auch mit dem freien Zugang interessante Informationen abgerufen werden.


Einige Beispiele

Kurzname Werkstoffnummer Bezeichnung Bemerkung
S355 Stahl für Stahlbau Mindesttreckgrenze 335 N/mm²
S355M Stahl für Stahlbau Mindeststreckgrenze 335 N/mm²; thermomechanisch gewalzt
55NiCrMoV7 Warmarbeitsstahl 0,55 % Kohlenstoff; 0,7% Nickel; Chrom; Molybdan und Vanadium Gehalt nicht angegeben
X37CrMoV5-1 Warmarbeitsstahl 0,37 % Kohlenstoff; 5 % Chrom; 1 % Molybdän; Vanadium nicht angegeben
X40CrMoV5-1 1.2344 Warmarbeitsstahl 0,40 % Kohlenstoff; 5 % Chrom; 1 % Molybdän; Vanadium nicht angegeben
X45NiCrMo4 1.2767 Kaltarbeitsstahl 0,45 % Kohlenstoff; 4 % Nickel;


Unter www.stahldaten.de kann die komplette Stahldat Liste eingesehen werden. Eine kostenfreie Community Anmeldung ist erforderlich.